Während die einen nach Griechenland flogen oder in Frankreich Fastfood konsumierten, hielt der Rest der 10. Klassen die Nachhaltigkeit hoch. Der Themenschwerpunkt lag auf Landwirtschaft, Regionalität und Ernährung. Zumindest die Regionalität war täglich zu spüren; Treffpunkt war das Klostergut der Dominikanerinnen in Landsberg. Gutsverwalter Christian Leis und sein Helfer Christian Karlstetter haben sich ein buntes Programm ausgedacht, um uns Schüler*innen innerhalb von fünf Tagen möglichst viel des Themenbereichs Landwirtschaft näherzubringen.
Der Ablauf
Um 8:30 ging es los, dann folgte der „Aktionsteil“. Meistens war es jedoch eher ein Theorievortrag von Herrn Leis. Wir besuchten an verschiedenen Tagen einen Milchkuhbetrieb, einen Wald, einen Acker und den Garten des Klosters. Auf dem Milchkuhbetrieb durften wir neben Herrn Leis auch den Bauern mit Fragen löchern, an den übrigen Tagen führte der Chef himself durch die verschiedenen Teilaspekte der Landwirtschaft. Um 11 Uhr trafen wir dann wieder in Landsberg auf dem Klostergut ein. Nun ging es an den wirklichen Praxisteil: das Kochen. Hr. Karlstetter, pensionierter Rektor der Mittelschule Landsberg, freute sich, mal wieder mit jungen Menschen zusammenzuarbeiten und hatte sich ein abwechslungsreiches Menü ausgedacht. Während die Hälfte Kartoffelsuppe, vegane Bolognese oder Käsespätzle zubereitete, durfte die andere Hälfte mit Hr. Leis noch einmal die Themen des Tages Revue passieren lassen und den darauffolgenden Tag besprechen. Sowohl beim Kochen als auch im Gespräch waren die Veranstalter von unserem Vorwissen und unseren starken Meinungen beeindruckt. Nach dem gemeinsamen Verzehren der zubereiteten Mahlzeit und dem Abspülen war um 13 Uhr Ende der Veranstaltung.
Empfehlenswerte Erfahrungen
Zuerst das Gute: Die Idee- einfach genial. Das Thema – superspannend. Die Stimmung – immer gut. Ernährung und Landwirtschaft sind Themen, die viel zu kurz kommen in der Schule. Gerade an Gymnasien. Umso besser also, dass uns die Möglichkeit gegeben wurde, das Problem an der Wurzel zu packen und uns eine ganze Woche lang unter fachkundiger Anleitung intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Praktisch war da natürlich auch das gemeinsame Kochen. So manch Schüler*in lernte doch noch einige Tipps und Kniffe. Ebenfalls ein Highlight war das gemeinsame Grillen am letzten Tag. Wir Schüler*innen hatten 100 Euro zur Verfügung gestellt bekommen, um Essen für 30 Personen einzukaufen. Einkaufsplanung, Diskussion und das Grillen selber waren eine willkommene Abwechslung zum trägen Zuhören. Um aber beim Positiven zu bleiben, sei die super Stimmung die zwischen den Schüler*innen herrschte hervorzuheben. Gemeinsam jammern schweißt auch zusammen.
Naja
Eine geniale Idee zieht selten eine geniale Umsetzung mit sich. Leider wurde auch bei der Aktionswoche zur Landwirtschaft und Nachhaltigkeit die Knospe der Idee unter einer dicken Schicht Pestizide begraben. Zuerst einmal war der Name ein wenig anzuprangern. So richtig aktiv war die Woche nicht. Die Themen – von Milchkuhhaltung über Holzhausbau bis Düngung - waren durchaus interessant und auch sehr kontrovers. Allerdings war diese Kontroversität wenig zu spüren. Teilweise waren die Vorträge sehr einseitrig und Kritik oder unterschiedliche Meinungen unsererseits wurden von oben herab ignoriert. Zwar ist ein Einblick in die Landwirtschaft definitiv wichtig, allerdings sollte man auch unterschiedliche Meinungen hören. Vielleicht wäre hier ein Besuch eines Biohofes, eine traditionellen Betriebes und einer modernen Agrarfabrik besser gewesen anstatt stetig eine Abneigung gegenüber biologischer Landwirtschaft herauszuhören. Nichtsdestotrotz erfuhren wir einige spannende Fakten. Manche wünschten sich allerdings mehr Praxistipps. Und das bringt uns zum Essen. Zu wenig Gewürz darf hier getrost unerwähnt bleiben, auch die manchmal ein wenig geringe Menge wollen wir verschweigen. Was jedoch definitiv schade war, ist der Umstand, dass wir das Essen im Stehen und in kleinen Schälchen verdrückten, ohne den Nahrungsmitteln mit einem schön gedeckten Tisch die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken.
Besonderen Streit um das Essen gab es beim Grillen. Eine breite Mehrheit hatte für Grillgemüse votiert und dementsprechend viel war vorbereitet. Doch irgendwann durften die Grillmeister nicht mehr auflegen, obwohl der Hunger nach Zucchini, Aubergine und co. noch nicht gestillt war. Ein weitere Programmpunkt stände an. Leider fielen bei diesem Kampf ums Essen auch ein paar beleidigende Worte.
An diesem Kampf ums Essen, der tagtäglich überall auf der Welt geführt wird, zeigt sich wieder einmal, wie kontrovers und bedeutend das Thema Essen und die damit verbundene Landwirtschaft ist. Die geniale Idee der Aktionswoche sollte unbedingt erhalten bleiben, nur an der Durchführung gibt es einiges zu verbessern. Ein paar Vorschläge:
- Gemeinsames Essen am gedeckten Tisch lehrt Wertschätzung für das Essen
- Das Kennenlernen verschiedener Ansichten trägt zu einem umfassenderen Wissen und einer
besseren Persönlichkeitsentwicklung bei
- Mehr (körperliche) Aktivität trägt zu einer erhöhten Konzentrationsfähigkeit und einem
höheren Zufriedenheitslevel Jugendlicher bei
Schlussendlich sind wir Herrn Leis, Herrn Karlstetter und den organisierenden Lehrkräften Hr. Walch und Hr. Ertl sehr dankbar für dieses Erlebnis, von dem sicher einiges bei uns hängen bleibt. Hoffen wir, dass der Same der Nachhaltigkeitsaktionswoche -Landwirtschaft und Ernährung noch blühend