Bald ist es wieder so weit. Das Jahr 2023 neigt sich seinem Ende entgegen und wir steuern direkt auf 2024 zu. Dieser neue Anfang will natürlich gefeiert werden; was liegt da näher, als sich mit einem Thema auseinanderzusetzen, welches jeder von uns mit dem Neujahrsfest in Verbindung bringt: Feuerwerk.
Die ersten Feuerwerke gab es in China bereits während der Song- Dynastie (960- 1270). Besondere Anlässe feierte man also bereits vor fast 1000 Jahren mit prächtigen Farbexplosionen. Im 20. und 21. Jahrhundert entstand schließlich bei uns der Brauch, mit dem sich dieser Artikel beschäftigt: das Silvesterböllern. Super Sache oder doch nur schöner Schein?
Ich selbst habe schon immer mit großer Vorfreude am Silvesterabend, den wir normalerweise bei meiner Großmutter verbringen, dem Zeitpunkt entgegengefiebert, an dem wir endlich auf die Straße gehen und die Raketen, die bereits Tage im Voraus sorgfältig ausgesucht wurden, abheben würden. Als dann vor einigen Jahren eine mir bekannte Hundebesitzerin berichtete, wie schlecht es ihrem Hund am 31. Dezember gehe, habe ich die Silvesterknallerei erstmals kritisch betrachtet.
Hunde hören viermal so gut wie Menschen, Katzen besitzen sogar ein noch feineres Gehör. Für diese Tiere ist ein Feuerwerk natürlich ein Alptraum. Und nicht nur Haustiere sind betroffen: Die bunten Böller stellen eine große Gefahr für Vögel, die durch den Lärm aufgeschreckt werden, dar. Diese fliegen oftmals bis zu 1000 Meter in die Höhe und finden häufig aufgrund der Blitz- und Nebelschwaden nicht wieder zu ihrem Nistplatz zurück. Dieser Umstand ist den meisten Silvester-Feuerwerkern nicht bewusst, so wie er auch mir nicht bewusst war.
Auch für unsere Gesundheit ist die alljährliche Knallerei eine große Bedrohung; der Feinstaub, der jedes Jahr durch Feuerwerk entsteht, entspricht etwa 17 % der Menge, die jährlich durch den Straßenverkehr entsteht — und das in einer Nacht! An der Oberfläche dieser Partikel lagern sich teilweise gefährliche Stoffe wie Schwermetalle oder Aluminium an, die unter anderem Krebs erzeugen können.
Ein weiterer Kritikpunkt, auf den die Aktion „Brot statt Böller“ des evangelischen Hilfswerkes „Brot für die Welt“ aufmerksam macht, ist, welch riesige Summen an Geld jährlich durch die Feuerwerkskörper „verbrannt“ werden. Dieses Geld könnte, richtig eingesetzt, wahre Wunder wirken.
Auch die erschreckend hohe Anzahl von vermeidbaren Unfällen, die durch Feuerwerk entstehen, ist nicht zu unterschätzen. Allein in Berlin gab es in der Neujahrsnacht 2022/2023 mehr als 1700 Feuerwehreinsätze, es wurden deutschlandweit 41 Polizisten verletzt und in Leipzig starb sogar ein Jugendlicher. Den Preis für die Unvorsichtigkeit dieser Wenigen muss die Allgemeinheit zahlen.
Laut, stinkend, gefährlich: Dieser Eindruck könnte im Zusammenhang mit dem umstrittenen Silvesterbrauch entstehen. Aber was ist die Alternative?
In einer Statista- Umfrage aus dem November 2022 gaben 60 % der Befragten an, dass ein Verzicht auf Feuerwerkskörper für sie kein Problem darstellen würde. Und für die anderen 40 % gibt es sicherlich auch die Möglichkeit, einem öffentlichen Feuerwerk beizuwohnen, das außerdem sowieso viel eindrucksvoller als die im Laden erhältlichen Knaller ist. Logisch – hier sind schließlich Profis am Werk!
Alles in allem halte ich die funkelnden Feuerwerkskörper für eine wunderbare Erfindung. Doch wie so oft gilt auch hier: nicht zu viel des Guten. Das neue Jahr kommt sowieso — ob mit oder ohne Pyrotechnik.